Inhalt /Kritik
Als die Leichen des erfolgreichen Geschäftsmanns José Menéndez (Javier Bardem) und seiner Frau Kitty (Chloe Sevigny) gefunden werden, fällt der Verdacht schnell auf die beiden Söhne Lyle (Nicholas Alexander Chavez) und Erik (Cooper Koch). Zunächst behaupten diese zwar, dass die Mafia dahintersteckt. Doch damit können sie niemanden überzeugen. Und so geben sie zu, dass sie die beiden zu Hause erschossen haben. Allerdings hätten sie dazu einen guten Grund gehabt. Gemeinsam mit ihren Anwältinnen Leslie Abramson (Ari Graynor) und Jill Lansing (Jess Weixler) plädieren sie darauf, dies aus Notwehr getan zu haben, nachdem sie jahrelang von ihren Eltern missbraucht worden sein sollen. Doch auch an dieser Version gibt es große Zweifel, allen voran durch den Autor Dominick Dunne (Nathan Lane), der sich auch aus persönlichen Gründen sehr für Geschichten um Verbrechen interessiert …
Zwei Mordsbrüder als Medienspektakel
Mit True Crime hat man bekanntlich bei Netflix gute Erfahrungen gesammelt. Ständig kommen neue Dokus heraus, die von irgendwelchen entweder besonders abscheulichen oder auch rätselhaften Verbrechen berichten. Kürzlich war da beispielsweise Into The Fire: Die verlorene Tochter, bei der eine Frau herauszufinden versucht, was mit ihrer Tochter geschehen ist, die sie zur Adoption freigab und die später spurlos verschwand. Dann und wann gibt es aber auch fiktionalisierte Adaptionen, mit einem richtigen Ensemble. Die können ebenfalls sehr erfolgreich sein. So wurde vor zwei Jahren Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer über den berüchtigten Serienmörder zu einem Phänomen. Nun gibt es mit Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez Nachschlag für die Fans der Serie.
Um eine Fortsetzung handelt es sich dabei nicht. Vielmehr haben die beiden Serienschöpfer Ryan Murphy undIan Brennan nach dem Monsterhit beschlossen, eine ganze Anthologieserie daraus zu machen, bei der jede Staffel andere Mörder porträtiert. Bei Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendezsind es die im Titel genannten Brüder, die gemeinsam ihre Eltern umgebracht haben und deren Prozess in den 1990ern zu einem Medienspektakel wurde. Die beiden Fälle sind dabei natürlich kaum zu vergleichen. Es macht dann doch einen Unterschied, ob jemand über Jahre hinweg einen Mord nach dem anderen begeht oder „nur“ einen Doppelmord zu verantworten hat. Das hat auch Auswirkungen auf die Serie. Wurden bei der ersten Serie die Morde groß in Szene gesetzt, fällt das hier zwangsläufig weg. Da ist einfach deutlich weniger zu erzählen.
Ein schrill-ironischer Exzess
Umso überraschter darf man sein, dass die zweite Staffel neun Folgen hat. Worüber soll man denn so lange reden wollen? Murphy und Brennan fanden einen Kniff, wie das tatsächlich zumindest eine ganze Weile funktioniert. Zum einen sprechen sie eben nicht von dem Verbrechen, sondern von den anschließenden Gerichtsverhandlungen, bei denen die Brüder die Jury von ihrer Version überzeugen müssen. Vor allem aber kreieren die beiden lauter Parallelversionen, die sich jeweils auf Aussagen stützen und von denen man nicht immer sagen kann, ob sie nun stimmen oder nicht. Anders als eben die Geschichte um Dahmer, welche die wahren Ereignisse wiedergeben wollte, geht es bei Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendezmaßgeblich um die Kreation von Wahrheit. Die Serie ist damit einem Anatomie eines Falls näher als den üblichen True-Crime-Adaptionen.
Allerdings hinkt auch der Vergleich wegen der sehr unterschiedlichen Tonalität. Obwohl die Serie sehr ernste Themen behandelt, ist sie selbst alles andere als ernst. Oft ist das mehr Komödie als Krimi. An vielen Stellen ist das so überzogen und schrill, wie man es von Murphy gewohnt ist. Und auch anderweitig hat er seine eigene Note hineingebracht, wenn die Geschichte auf einmal voller homoerotischer Momente ist, verbunden mit überflüssigen Nacktszenen. Ob das angemessen ist bei einem brutalen Doppelmord, darüber kann man sich streiten. Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez macht aus dem Stoff eine enthemmte und oft ironische Metaüberlegung, die toll aussieht und von einem spielfreudigen Ensemble getragen wird. Wer jedoch solche Produktionen in erster Linie wegen Spannung und Informationsgehalt anschaut, ist hier doch eher an der falschen Adresse. Und so unterhaltsam das alles ist, die exzessive Länge macht sich mit der Zeit doch bemerkbar.
Credits
OT: „Monsters: The Lyle And Erik Menendez Story“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Carl Franklin, Paris Barclay, Michael Uppendahl, Max Winkler, Ian Brennan
Drehbuch: Ryan Murphy,Ian Brennan, David McMillan, Reilly Smith, Todd Kubrak
Idee: Ryan Murphy,Ian Brennan
Musik: Julia Newman, Thomas Newman
Kamera: Jason McCormick, Barry Baz Idoine
Besetzung: Nicholas Alexander Chavez, Cooper Koch, Javier Bardem, Chloe Sevigny, Nathan Lane, Ari Graynor, Jess Weixler
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